Jetzt auch für Erwachsene: Steroide zur Behandlung der Meningitis

Seit Jahren ist bei Kindern bekannt, dass eine Steroidtherapie vor Einleitung der Antibiotika-Therapie die Mortalität von Meningitiden senkt. Jetzt endlich ist der Effekt auch für Erwachsene bewiesen.Wir haben bereits in unserem Bericht vom ICAAC 2002 darüber berichtet. Jetzt ist die Arbeit im NEJM erschienen. Die Gabe von Dexamethasone (10mg 6-stdl, iv.) reduziert das Mortalitätsrisiko einer Meningitis, sofern die Steroide vor oder gleichzeitig mit der antibiotischen Therapie verabreicht wurden. Eine antibiotische Therapie vermag einen Liquor innert 24 Stunden zu sterilisieren. Dennoch sterben einige Patienten auch nach dieser Zeit noch an den Folgen der Meningitis. Aus tierexperimentellen Arbeiten ist bekannt, dass nicht die Bakterien selbst, sondern die Immunantwort auf die bakteriellen Abbauprodukte die Hirnschädigung verursacht. Mit der Steroidtherapie wird somit versucht, die Immunantwort so zu dämpfen, dass die schädigenden Effekte ausbleiben. In dieser Plazebo-kontrollierten Arbeit aus Amsterdam wurden 301 Patienten untersucht. Etwa die Hälfte (157) erhielten Dexamethasone. Die Mortalität war in der behandelten Gruppe signifikant tiefer (7% vs. 15% in Placebo-Gruppe). Dies entspricht einer Risikoreduktion um 41%. Oder anders ausgedrückt: Werden 12 Patienten mit Meningitis mittels Steroiden behandelt, kann ein Todesfall verhindert werden. Wahrlich, eine einfache Behandlung mit grossem Effekt!Der Effekt der Steroidtherapie war besonders deutlich bei Patienten mit Pneumokokken-Meningitis (14% vs. 34% Mortalität). Doch eine vorzeitige Steroidtherapie scheint aufgrund dieser Daten bei jedem Meningitis-Verdacht unbedingt angezeigt. De Gans et al, NEJM, 2002 347:1549-56 S. auch das Editorial von A.R. Tunkel und W.M. Scheld.