Azithromycin nicht besser als Vitamin C bei akuter Bronchitis

Die Bedeutung von Azithromycin in der Behandlung einer akuten Bronchitis ist unbekannt. Trotzdem wird dieses Medikament sehr oft bei akuter Bronchitis verschrieben. Eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie untersuchte nun diese Fragestellung.Hintergrund: Ueber 10 Millionen Erwachsene suchen in den USA jährlich wegen akuter Bronchitis einen Arzt auf. Erreger der akuten Bronchitis sind in den allermeisten Fällen Viren. Dennoch erhält ein grosser Teil dieser Patienten (66%) ein Antibioticum. Bisher wurden 9 randomisierte, kontrollierte Studien mit 3 verschiedenen Antibiotica durchgeführt. Die Studien ergaben unterschiedliche Resultate bezüglich Nutzen einer antibiotischen Behandlung. Keine dieser Studien hat allerdings den Effekt der antibiotischen Behandlung auf die krankheitsbezogene Lebensqualität untersucht. Zudem gibt es keine Studie, die die neueren, bereits breit angewendeten Antibiotica wie z.B. Azithromycin in dieser Indikation untersucht.Methode:Erwachsen mit der klinischen Diagnose (Anamnese, physikalische Untersuchung, ev. Thorax-Röntgen zum Auschluss einer Pneumonie) einer akuten Bonchitis und ohne Hinweise für eine vorbestehende Lungenerkrankung wurde randomisiert eingeteilt in eine Behandlungsgruppe (n=112) mit Azithromycin und eine Kontrollgruppe (n=108) mit niedrig dosiertem Vitamin C über 5 Tage (Totale Dosis 1,5g in beiden Gruppen).Alle Patienten erhielten zusätzlich eine symptomatische Therapie mit Dextromethorphan und Albuterol-Inhalationen. Primärer Endpunkt war die Verbesserung der krankheits-bezogenen Lebensqualität nach 7 Tagen. Als signifikanter Unterschied wurde eine Differenz von 0.5 Punkten im „quality of life-score“ definiert. Wichtigster sekundärer Endpunkt war die Rückkehr zu den gewohnten täglichen Aktivitäten.Resultate: Die Studie sollte ursprünglich 400 Patienten untersuchen, wurde aber vom „data-monitoring and safety committee“ bei einer geplanten Zwischenanalyse (nach der Rekrutierung von 220 Patienten) vorzeitig gestoppt. Grund dafür war, dass es als sehr unwahrscheinlich erachtet wurde, bei einer grösseren Patientenzahl noch einen klinisch relevanten Unterschied in beiden Gruppen zu finden. Nach 7 Tage war der Unterschied der „krankheitsbezogenen quality of life“ in den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich und in beiden Gruppen hatten gleich viele Patienten, nämlich 89%, die gewohnten Aktivitäten wieder aufgenommen. Die Nebenwirkungsrate beider Gruppen war ebenfalls vergleichbar. Kommentar: Azithromycin ist bei akuter Bronchitis nicht besser als Vitamin C. Dieses Resultat ist nicht sehr erstaunlich, da akute Bronchitiden, wie bereits erwähnt, fast immer durch Viren hervorgerufen werden und es sich um eine selbstlimitierte Erkrankung handelt.Um die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen und die Kostenexplosion im Gesundheitswesen zu reduzieren sollten Antibiotica bei Patienten mit akuter Bronchitis, insbesondere von sonst gesunden Patienten, zurückhaltender verordnet werden. In aller Regel geht es ohne Antibioticum! Die beste (symptomatische) Behandlung der akuten Bronchitis muss noch evaluiert werden.