Risiko einer Hepatitis C Transmission vom infizierten Gynäkologen auf seine Patienten

1999 entwickelte eine junge Frau 8 Wochen nach einem Spitaaufenthalt wegen einer Entbindung (Sektio) eine akute Hepatitis C. Da sie keine eindeutigen Risikofaktoren hatte wurde eine Transmission durch den operierenden Gynäkologen als Transmissionsrisiko in den Raum gestellt. Als sich dieses durch gentechnische Analysen bestätigte wurde eine retrospektive Untersuchung aller von dem Gynäkologen behandelten Patientinnen auf Hepatitis C evaluiert.Im Dezember 99 entwickelte eine 22 Jahre alte Frau eine ikterische akute Hepatitis C, nachdem sie 8 Wochen vorher mittels eines Kaiserschnittes entbunden hatte. Sie selber war bis März 99 im medizinischen Bereich tätig gewesen, aber seit dem nicht mehr. Andere Risikofaktoren für Hepatitis C lagen bei ihr nicht vor. Im Januar 2000 war noch eine 0-Serologie abgenommen worden aufgrund einer Routinekontrolle und diese war Hepatitis C negativ. In genetischen Untersuchungen (Nucleotid Sequenzen) konnte dann gezeigt werden dass der Gynäkologe der den Kaiserschnitt durchgeführt hatte der Überträger gewesen sein musste.Aufgrund dieses Vorfalls wurde eine retrospektive Untersuchung eingeleitet, zu der alle 2907 Patientinnen eingeladen wurden, die zwischen 1993 und 2000 vom Gynäkologen operaiv behandelt worden waren und es wurde der HCV Status bestimmt (Elisa und Immunoblot zur Bestätigung).
Initial wurden Interviews mit dem Gynäkologen und Mitarbeitern aus dem OP-Team durchgeführt, wo Hygiene und Operationspraktiken beurteilt wurden und es liessen sich keine schwerwiegenden Fehler aufzeigen. Bei 20% lag ein sogenannter Hochrisikoeingriff (tief im kleinen Becken)für eine Hep.C Übertragung vor und 80 % waren niedrig oder mittel im Risiko. Von den 2907 Patientinnen konnte bei 78% eine HCV-Testung durchgeführt werden. Von diesen 2285 Frauen waren 7 (0,3%) HCV positiv. Von diesen waren 2 im Vorfeld bekannt und 5 neu diagnsotiziert. 2 der 7 Frauen hatten den gleichen Genotyp wie der Gynäkologe. Bei beiden war die Nukleotid Homologie allerdings nur bei 54%, respektive 65% und auch in den phylogenetischen Tests ergaben sich keine Hinweise darauf, dass der Gynäkologe der Überträger sei. Beide Frauen hatten auch auch eine Blut- Transfusion vor 1991 (Einführung des HCV Tests) erhalten als mögliche Überträgereinheit. Unter Berücksichtigung der 22 jährigen Indexperson liegt somit die Operateur-Patient-Übertragungsrate bei 0,04% (1:2286). Andere kleinere Studie (bis max. 300 Patienten)zeigen Zahlen von 0,36 und 2,3% auf. Dazu ist zu sagen dass es sich dabei um Kardio-Chirurgen handelte, die deutlich mehr Hoch-Risiko-Eingriffe haben. Als Beispiel ist bezüglich der Übertragung von Hep.B von Operateur auf Patient bei Kardiochirurgen eine Transmissionsrate von 5-17% und bei Gynäkologen von 0,9-8,5% beschrieben. Die Kosten für diese Studie lagen insgesamt bei ca 180000 Dollar!!!!!!Alles in Allem ist das Risiko als eher klein zu werten, sicherlich dann wenn die Hygienevorschriften eingehalten werden, aber das Risiko ist da.
Insgesamt ist die Durchführung solcher retrospektiver Studien sehr teuer und auch mit dieser Studie können jetzt keine Empfehlungen abgegeben werden ob ein Hepatitis C-positiver Operateur überhaupt und unter welchen Umständen operieren soll oder ob es ga keine Einschränkungen gibt. Einschränkungen sind aktuell wohl kaum zu empfehlen und ein Routinemässiges Screening und die Verlaufskontroollen sind dann noch ein weiterer Diskussionspunkt.