PCR Test bei Blutspenden – Sicherheitsbedürfnis quo vadis

Der Pressemitteilung des Schweizerischen Roten Kreuzes teilt mit, dass alle Blutspenden ab 1.3.02 zusätzlich zu den bisherigen Untersuchungen noch mittels PCR auf HIV-RNA untersucht werden. Mit grossem Aufwand soll nun ein minimales Restrisiko reduziert werden.Grundsätzlich ist jede (medizinische) Massnahme mit einem Risiko verbunden. Beim Blutspenden, d.h. bei der Übertragung von Blutzellen einer Person auf die andere wird ein mögliches Ansteckungsrisiko mit zahlreichen Erregern durch geeignete Tests reduziert. Die Spenderselektion (Gratisspender, keine Krankheitszeichen) vermag das Risiko zu reduzieren. Zur Verhinderung einer HIV-Übertragung werden alle Blutspenden in der Schweiz seit November 1985 auf HIV-Antikörper untersucht.
Wo ist das Problem
Ganz selten, man rechnet mit weniger als einem Fall pro Jahr in der Schweiz, kann eine frisch infizierte Person bereits ansteckend sein, bevor die HIV-Antikörper vorhanden sind. Man spricht vom diagnostischen Fenster. Dieses diagnostische Fenster kann durch Anwendung des HIV-Antigen-Tests oder durch die HIV-RNA PCR um wenige Tage bis etwa eine Woche verkürzt werden (das SRK spricht von 10-12 Tagen, diese Schätzung dürfte einem Maximalwert entsprechen.
Lohnt sich der Aufwand ?
Aus der Sicht der Betroffenen lohnt sich der Aufwand bestimmt. Doch wir müssen das ganze Bild betrachten: um mit der bald einzuführnden Methode eine Infektion zu verhindern, müssen je nach Berechnungsgrundlage etwa 3-10 Millionen Franken aufgewendet werden. Diesen Betrag bezahlen wir alle.
Wo bleibt der Realitätsbezug ?
Die Schweizer Fachleute tun sich schwer, heute eine Empfehlung zum HIV-Screening aller Schwangeren zu erlassen, weil der Aufwand – um eine Infektion eines Neugeborenen zu verhindern mit etwa 800″000 Franken hoch erscheint. Verglichen mit der neuen Massnahme im Blutspendewesen wäre die Effizienz des Schwangerenscreenings enorm. Doch die Neugeborenen von HIV-positiven Müttern haben keine Lobby, die sich dafür einsetzt, dass durch eine rechtzeitige Diagnostik der mütterlichen HIV-Infektion eine Prävention der Mutter-Kind-Übertragung vorkommt.
Wir bleiben dran….
Die Fachkommission HIV-Klinik und Therapie (FKT) des Bundesamtes für Gesundheit ist ein ärztliches Schweizer Expertengremium. Die FKT wird sich dafür einsetzen, dass in Zukunft alle schwangeren Frauen auf die Möglichkeit einer Frühdiagnostik und Therapie einer vorhandenen HIV-Infektion auferksam gemacht werden und die HIV-Testung während der Schwangerschaft zur Selbstverständlichkeit wird.
In diesem Zusammenhang verweisen wir auf unsere Fortbildung vom 10. Januar 02 zum Thema der Prävention vertikaler Übertragungen viraler Infekte